Nachruf Prof. Dr. Walter Vycudilik

Nachruf Prof. Dr. Walter Vycudilik


Die ÖGGM trauert um ihr Ehrenmitglied Prof. Dr. Walter Vycudilik

Walter Vycudilik

Am 08.12.2022 ist Herr Prof. Dr. Walter Vycudilik im Alter von 79 Jahren in seiner Heimatstadt Wien verstorben. Mit ihm verliert die österreichische Gerichtsmedizin einen ihrer profiliertesten und international renommiertesten Toxikologen, der in der Nachfolge von Prof. Dr. Gottfried Machata viele Jahre lang das Toxikologische Labor des Wiener Instituts für Gerichtliche Medizin geleitet hat.

Walter Vycudilik hat Chemie an der Universität Wien studiert und sich danach der Forensischen Toxikologie zugewandt. Dabei galt sein Hauptinteresse der Weiterentwicklung des analytischen Methodenspektrums zur Detektion und Quantifizierung körperfremder Substanzen in biologischen Matrices. Er gehörte zu den Pionieren bei der Anwendung der Massenspektrometrie in der gerichtlichen Chemie. In mehreren wegweisenden Arbeiten befasste er sich mit der systematischen toxikologischen Analyse im Rahmen des sog. General-Unknown-Screenings. Außerdem war er maßgeblich an umfangreichen Studien zum Monitoring der Wiener Drogentodesfälle und der suizidalen Intoxikationen mit Antidepressiva beteiligt. Der Name von Prof. Vycudilik bleibt untrennbar verbunden mit der Aufklärung zahlreicher spektakulärer Vergiftungen. Beispielhaft ist hier der Nachweis des Kampfstoffes Senfgas bei Kriegsopfern aus dem Nahen Osten zu erwähnen.

Neben der Forensischen Toxikologie bildete die Analyse von Probenmaterial aus den Kliniken einen weiteren Schwerpunkt in der beruflichen Arbeit von Prof. Vycudilik. Aus der Kooperation mit klinisch tätigen Wissenschaftlern entstanden etliche Forschungsprojekte (z.B. quantitative CO-Bestimmungen im Überstand von Zellkulturen oder Messungen der Bleikonzentrationen im Nabelschnurblut). Prof. Vycudilik hat mit seiner Expertise die ganzheitliche Bearbeitung von vielen klassisch-gerichtsmedizinischen Themen ermöglicht. Exemplarisch seien genannt: die Charakterisierung der Lipide in Fällen von Fettembolie, die Verteilung von Morphin in den Hirnregionen von Drogentoten und die schussbedingte Übertragung von Waffenöl.

Herr Prof. Vycudilik hat sich mit großem Engagement und auf höchstem Niveau der toxikologischen Forschung und der Analytik des forensischen Probenmaterials gewidmet. Als Mensch hat er sich durch Geradlinigkeit, persönliche Bescheidenheit und Hilfsbereitschaft ausgezeichnet. Die ÖGGM wird Herrn Prof. Vycudilik in dankbarer Erinnerung behalten und ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Stefan Pollak, Freiburg

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